BEWEGUNG: Die Kraft, die Krankheiten besiegen und das Leben verlängern kann

DIE ZEIT ONLINE:

„Misstrauen ist angezeigt, wenn ein Mittel oder eine Methode angeblich mehrere ganz verschiedene Krankheiten verhüten, bessern oder gar heilen soll. Solche Wundermittel helfen in der Regel nur dem Hersteller. Eine Ausnahme aber gibt es. Eine einzige Methode kann gegen so unterschiedliche Leiden wie Herz-Kreislauf-Krankheiten, Krebs, Rückenschmerz und Osteoporose, Depressionen und einiges mehr helfen. Sein Name ist: Bewegung. Deren Effekt ist messbar und steigt mit der Dosierung.“

 

Die Heilkraft der Bewegung

Die Entdeckung eines Wundermittels, das gleichermaßen gegen das Altern hilft, wirksam bei Herz-Kreislauf-Beschwerden, Rückenschmerzen, Osteoporose, Diabetes und Depressionen ist und wieder Schwung ins Liebesleben bringt – wie lange haben wir darauf gewartet?

Schonung und Bettruhe: So lautete Jahrzehnte lang die Devise der Medizin. Jetzt setzt sich unter vielen Ärzten die revolutionäre Erkenntnis durch, dass genau das Gegenteil Heilung verspricht: BEWEGUNG – sogar und gerade im Falle von schweren Erkrankungen wie Herzkranzgefäß- Verengung, Diabetes, Darm- und Brustkrebs, Depression, Osteoporose und Rückenschmerzen.

〈…〉 Niemand muss Leistungssportler werden, um zu profitieren. 〈…〉

Die frohe Botschaft lautet: Man kann in jedem Alter beginnen!

 

Von den Gefahren zu Bett zu gehen

Forscher der Yale University haben in einer Studie nachgewiesen, dass die Folgen von Bettruhe besonders für ältere Patienten gravierend sind. Nach vier Wochen im Krankenhaus ist für einen 70 jährigen Menschen das Risiko, seine Selbständigkeit zu verlieren, um das Sechzigfache erhöht! Der Zustand vieler Menschen verschlechtert sich im Krankenhaus so stark, dass manche von hier aus direkt ins Altenheim verlegt werden müssen.

Angelika Segeln von der Universität Witten/Herdecke erforschte das Phänomen „Bettlägerigkeit“. 
 75 % der Bewohner eines Altenheimes berichteten, noch nie in ihrem Leben Sport getrieben zu haben.

In aller Regel lässt dann ein plötzlich auftretendes Ereignis einen untätigen Menschen zu einem Bettlägerigen werden. Das kann ein Sturz sein oder auch nur die Furcht davor, zu fallen.

Nach nur einer Woche Bettruhe sind die Menschen unfähig aufzustehen. Nun beginnt die Immobilität. Sie verbringen die meiste Zeit ihres Tages im Sitzen oder Liegen und gehen nur noch wenige Schritte. Jetzt beschleunigt sich der muskuläre Verfall und ein Teufelskreis beginnt.
Nun wäre Bewegung genau das Richtige.

Laut einer Studie der Universität Paderborn bewegen sich 66 % der Heimbewohner weniger als 2 Stunden in der Woche! Ein Drittel war sogar völlig inaktiv! Bei zu Hause gepflegten Menschen ist die Situation oft sogar noch kritischer.

 

Erkenntnis aus dem Krieg

Während des zweiten Weltkriegs wurden Krankenbetten und Pflegekräfte knapp. In der Not entließen die Ärzte Verletzte und Kranke früher als bis dahin üblich aus den Spitälern – die Patienten hatten plötzlich viel bessere Heilerfolge und weniger Komplikationen. Die Folgen der Bettruhe, hieß es danach in der Lehre, seien oftmals verheerender als die ursprüngliche Verletzung.

 

Auswirkungen auf unser Gewebe

Die beweglichen Teile des Körpers – Gelenke, Bänder, Sehnen, Muskeln und Faszien – verfügen alle über einen natürlichen Bewegungsbereich. Jede Einschränkung (Ruhigstellung) führt bereits nach 8 Stunden zu einer bemerkbaren Verkürzung. Man denke an die Morgensteifigkeit.

Kaum liegt ein Mensch stille, verlieren die Knochen Kalzium. Dadurch steigt das Risiko für Harnsteine und Kalkablagerungen im Gewebe, ausserdem werden Knochen die nichts zu tun haben brüchig und labil. Wer drei Wochen im Bett liegt, verdoppelt sein Risiko eines Hüftbruchs – und zwar die nächsten 10 Jahre lang.

Ein Muskel ist immer nur so stark, wie er für die geforderten Aufgaben sein muss, die er gewöhnlich zu bewältigen hat. Durch jede Woche Inaktivität verliert ein Muskel ungefähr ein Achtel seiner Kraft und verkümmert. Siehe die Folgen einer Ruhigstellung nach einem Arm- oder Beinbruch durch einen Gips.

Wie jeder andere Muskel, so schrumpft auch das Herz, wenn es nicht gefordert wird. 
 Nach 3 Wochen Bettruhe sinkt das Schlagvolumen des Herzens um 25 % und die Wahrscheinlichkeit einer Embolie erhöht sich.

Je träger ein Mensch ist, desto schlechter seine Darmfunktion, die dann Verdauungsprobleme und Verstopfungen verursacht.

In der Folge kann eine schlechte Darmfunktion auch zu orthopädischen Beschwerden führen.
 Anatomisch liegt der Dickdarm in engem Kontakt mit den tiefliegenden Rumpf- und Rückenmuskeln der Lendenwirbelsäule und unserem stärksten Hüftbeugemuskel, dem Musculus Iliopsoas.

Der Darm kann den Hüftbeuger beeinflussen, sowie der Hüftbeuger den Darm beeinflussen kann. Veränderungen, Verkürzungen, Reizungen und vieles mehr, können Symptome auslösen, wie zum Beispiel Spannungskopfschmerzen, Nackenprobleme oder Rückenschmerzen, häufig auch Blockaden im Bereich der Hals-, Brust- und Lendenwirbelsäule sowie Beschwerden des Kreuzbein-Darmbein-Gelenkes (ISG).

Bewegung mobilisiert den Darm, aber hält auch den Hüftbeuger aktiv. Je mehr ein Mensch im Sitzen verbringt, umso mehr verkürzt dieser Muskel und kann zu oben aufgeführten Beschwerden beitragen. Ganz ohne, dass dieser Schmerzen bereitet.

Oft werden dann „Da wo ́s Weh tut“ Behandlungen gemacht, wie zum Beispiel Schulter-Nacken- Massagen, aber selten „Da wo das Problem entsteht“- Behandlungen durchgeführt.

Um die Gesundheit zu erhalten und umfassend zu fördern, gelten folgende Mindestempfehlungen der WHO und des Bundesgesundheitsministeriums:

  • Erwachsene sollten möglichst mindestens 150 Minuten/Woche ausdauerorientierte Bewegung mit moderater Intensität durch führen (z. B. 5 x 30 Minuten/Woche) ODER
  • mindestens 75 Minuten/Woche ausdauerorientierte Bewegung mit höherer Intensität durchführen
  • Erwachsene sollten zusätzlich muskelkräftigende körperliche Aktivitäten an mindestens zwei Tagen pro Woche durchführen

Das alles ist nachzulesen unter:

https://www.bundesgesundheitsministerium.de/fileadmin/Dateien/5_Publikationen/Praevention/Broschueren/Bewegungsempfehlungen_BZgA- Fachheft_3.pdf

Haben Sie mindestens 30 Minuten täglich ein moderates Ausdauertraining und zusätzlich zweimal pro Woche ein muskelkräftigendes Trainingsprogramm?

Vielen Dank für das Lesen dieses Beitrages.

Seien Sie gespannt auf den nächsten Teil und alle folgenden Beiträge auf unserer Seite.